Nextcloud in der Schule
Ich beschreibe in diesem Artikel, wie wir an unserer Schule mit Hilfe von Nextcloud in Zeiten von Corona und “Homeschooling” eine gemeinsame, datenschutzkonforme Arbeitsplattform nutzen. Nextloud ist eine Cloud-Software, die eigentlich für den Privat- und Unternehmenseinsatz konzipiert ist. Durch sogenannte Apps kann man die Funktionalität erweitern.
Ich möchte mit dem Artikel keine Diskussion führen, ob bzw. warum Nextcloud besser oder schlechter als Plattform X ist und wie sinnvolle didaktischen Konzepte damit besser oder schlechter umgesetzt werden können. Es geht mir darum zu zeigen, was man konkret für die Schule damit umsetzen kann. Ob das für jede Schule ausreichend ist, mag jeder für sich entscheiden. Es geht nicht alles und es ist vielleicht auch nicht immer so grün wie auf der anderen Seite, aber die Rückmeldungen zeigen mir, dass die Lösung ein hohe Akzeptanz bei unseren Schülern und im Kollegium erreicht hat und vor allem für alle Beteiligten eine einfache Bedienung darstellt.
Rahmenbedingungen
Die Schule ist seit Herbst 2019 bei einem externen Anbieter, der die Nextcloud betreibt. Natürlich kann man auch als Schule eine eigene Nextcloud-Instanz betreiben, da Nextcloud unter einer Open Source Lizenz entwickelt wird und damit auch selbst hostbar wird. Wer die technischen Kenntnisse und eine ausreichende Netzanbindung besitzt könnte also sogar einen Server vor Ort betreiben. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, hier Schulen professionell einen Server zur Verfügung zu stellen um bei Problemen nicht alleine dazustehen.
Die Einführung der Nextcloud war zunächst für das Arbeiten und den Austausch innerhalb des Kollegiums gedacht. Deswegen gab und gibt es nur für die Lehrerinnen und Lehrer einen personalisierten Account, für die Schülerinnen und Schüler nicht. Durch eine schulinterne Fortbildung wurde zunächst das Kollegium mit der Plattform vertraut gemacht. Auf lange Sicht und bei erlangter Sicherheit bei der Bedienung der Plattform sollte auch die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern erfolgen. Zu Beginn der Schulschließung gab es eine weitere schulinterne Fortbildung für Kollegen, die sich noch unsicher fühlten.
Die Nutzung der Nextcloud erfolgt über einen Browser, so dass alle Geräteklassen und alle Betriebssysteme möglich sind.
Dateiaustausch und Wochenplan
Da wir keine Schüleraccounts nutzen, läuft unser Dateiaustausch über eine öffentliche Freigabe, die durch ein Passwort geschützt ist, das nur der Schulgemeinschaft bekannt ist. Für jede Klasse gibt es ein Klassenverzeichnis, indem für jedes Fach ein Ordner existiert. Für ein besseres Verständnis habe ich einen Screenshot erstellt:
In jedem Verzeichnis gibt es eine leere Wochenplan-Vorlage, die die Schüler während der Woche ausfüllen und an die Klassenlehrer am Ende der Woche mit Feedback zu den Aufgaben zurücksenden sollen. Die Dateien können die Schüler entweder per Dienstmail oder aber auch über ein Verzeichnis der Nextcloud abgeben. Dazu erstellt jeder Lehrer, der das möchte eine Freigabe, in die Dateien abgelegt werden können und auf die nur er Zugriff hat:
Damit ist der gesicherte Datenaustausch in beide Richtungen möglich, auch Arbeitsergebnisse können so eingesammelt werden. Zusätzlich kann man auch Verzeichnisse zur gemeinsamen Bearbeitung freigeben, dazu aber später mehr beim Abschnitt Kollaboration.
Kommunikation
Beim Lernen auf Distanz spielt die Kommunikation eine große Rolle, nicht nur um Inhalte zu besprechen oder Absprachen zu treffen, sondern auch um die sozialen Kontakte nicht abreißen zu lassen. Hier gibt es in Nextcloud die App Talk, die sowohl Chats, als auch Audio/Videokonferenzen ermöglicht.
Die Schüler erhalten einen Link, über den sie den Chat aufrufen können. Im Chat können sich die Schüler dann einen Namen geben.
Das Videokonferenz-Tool ist leider nicht für größere Gruppen geeignet, da es ab ca. 4 Personen, die mit zugeschalteter Webcam teilnehmen, zu Störungen kommt. Die typische Funktionalität (Bildschirmfreigabe, Stummschalten, Passwortschutz) ist aber vorhanden, so dass in Kleingruppen kommuniziert werden kann. Hier wird momentan auch an einer Einbindung von BigBlueButton gearbeitet, das für eine größere Personenanzahl besser funktioniert. Alternativ nutzt man Jitsi.
Da wir mit der Verzeichnisstruktur arbeiten und die Schülerinnen und Schüler einmal täglich dort reinschauen, bietet sich die Verwendung der App README.md an, um allgemeine Informationen mitzuteilen. Damit kann der Inhalt einer Textdatei (HEADER.md), die man im gleichen Verzeichnis ablegt, oberhalb der Verzeichnisstruktur angezeigt werden. Im allerersten Screenshot ist das zu sehen. Hier können die Lehrer z.B. den Link zu einem Klassenchat platzieren oder zu einem Verzeichnis für die Abgabe von Arbeiten. Das funktioniert in jedem Verzeichnis, so dass auch Fachlehrer es nutzen können, indem sie in ihrem Fach-Verzeichnis so eine Datei anlegen.
Kollaboration
Natürlich sollte es nicht dabei bleiben, dass Materialien nur verteilt und eingesammelt werden sollen. Das Optimum wäre ein gleichzeitiges Arbeiten an Dokumenten mit Rückmeldemöglichkeit für alle Beteiligten. Hier nutzt Nextcloud Collabora Office, das eine LibreOffice-Umgebung im Browser zur Verfügung stellt, wie man es von anderen Diensten gewohnt ist. Eine Installation auf dem Endgerät der Schüler entfällt. Somit ist es möglich, Schülerinnen und Schülern ein Verzeichnis zur Verfügung zu stellen, in dem sie Dateien anlegen und bearbeiten können. Alle können die Dateien einsehen und über die Kommentarfunktion eine Rückmeldung geben. Da jeder in diesem Verzeichnis Schreibrechte hat, muss man auf verantwortungsvolles Handeln auf Schülerseite vertrauen. Im Zweifel lassen sich aber auch gelöschte Dokumente auf einen vorherigen Zeitpunkt zurückstellen. Der Zugriff über das Verzeichnis kann per Passwort geschützt werden.
Fazit und Ausblick
Wir nutzen seit der Schulschließung im März die Nextcloud für unser Kollegium und unsere Schüler. Die Rückmeldungen, die ich bisher bekommen habe, waren ausschließlich positiv. Ich möchte aber nicht behaupten, dass es bei der Benutzung der Plattform keine Probleme gab. So war zu Beginn der Ansturm so groß, dass die Plattform für eine kurze Zeit nicht erreichbar war. Der Anbieter hat aber zügig reagiert und die Serverkapazitäten erhöht, so dass wir seitdem die Plattform ohne Ausfälle nutzen können. Dass wir aber nicht alleine mit dem Problem waren, zeigen auch die Ausfälle bei anderen (teilweise großen) Anbietern.
Ich habe hier nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten mit Nextcloud skizziert, die aber im Moment unser Tagesgeschäft darstellen. Durch Apps ist die Nextcloud erweiterbar und zwar für jeden, da die Software im Quellcode vorliegt. Ich würde mir wünschen, wenn mehr Schulen diesen Weg gehen würden und vielleicht langfristig die Möglichkeit besteht Apps zu entwickeln, die neben der allgemeinen Funktionalität auch besondere Funktionen für die Schule zur Verfügung stellen. Mit Sicherheit habe ich noch etwas vergessen und werde den Artikel bestimmt noch ergänzen. Wer selbst die Nextcloud nutzt und noch Vorschläge hat, welche Apps sinnvoll genutzt werden können, darf gerne einen Kommentar hinterlassen.
Ein Gedanke zu „Nextcloud in der Schule“