Das N950 – ein Rückblick nach 5 Monaten

Das N950 – ein Rückblick nach 5 Monaten

Viele N900-Benutzer wie ich auch hatten auf die Veröffentlichung des N950 als Nachfolger gewartet, wurden jedoch enttäuscht, da die Entscheidung von Nokia zu WP7 die Weiterentwicklung von Meego beendete. Es wurde sich auf das N9 konzentriert, das wohl laut Nokia das einzige Meego-Smartphone aus dem Hause Nokia bleiben wird. Das N950 erblickte trotzdem das Licht der Welt, allerdings ist es nur wenigen Personen vergönnt, dieses Smartphone benutzen zu dürfen. Nokia startete in der Mitte des Jahres u.a. ein Community Device Program, bei dem 250 Geräte an Community-Mitglieder und Entwickler kostenlos verteilt wurden. Später wurden noch einmal 100 Geräte kostenlos an Entwickler verteilt. Zusätzlich wurden auch an professionelle Entwickler Geräte verteilt, allerdings sind mir da keine Zahlen bekannt. Da ich einer der Glücklichen bin, die so ein Gerät über das Community Device Program bekommen haben, wollte ich euch nach 5 Monaten Benutzung meine Erfahrungen schildern und ein kleines Resume ziehen. Das Review ist natürlich stark von meiner eigenen Meinung geprägt.

Am 30.06. erreichte mich folgende Mail:

Betreff:  ACCEPTED @ meego.com N950 device program
Datum:  30.06.2011 20:35:42

CONGRATULATIONS! You have been tentatively accepted in the MeeGo
community N950 developer device program. ...

Ich telefonierte gerade zufällig mit Casi von meego.de und musste erstmal einen kleinen Luftsprung machen, da ich nicht wirklich damit gerechnet hatte ein N950 zu bekommen.

Für alle die, die das Gerät noch nicht kennen hier erstmal die nackten Daten:

  • das Gehäuse des N950 ist aus schwarz gefärbtem Aluminium, was es sehr wertig wirken lässt
  • es befinden sich keinerlei Knöpfe auf der Vorderseite
  • es hat eine ausschiebbare QWERTY Tastatur, kann aber meiner Meinung nach auch vollständig über den Touchscreen bedient werden, seit PR 1.1 ist Swype hier meine erste Wahl. Der Ausschiebemechanismus ist vergleichbar mit dem des E7.
  • das N950 besitzt ein 4 Zoll TFT LCD Display mit einer Auflösung von 854×480
  • interner Speicher von 16 GB, von denen 8,8 GB für eigene Daten zur Verfügung stehen
  • das N950 hat ein 12 Megapixel Kamera-Modul ohne Carl Zeiss Branding (aus Kostengründen ohne Carl Zeiss Branding, Carl Zeiss “Technologie” ist jedoch verbaut)
  • das N950 besitzt eine Frontkamera
  • das N950 unterstützt (leider) kein NFC
  • das N950 hat alle möglichen Sensoren, die man bei einem aktuellen Smartphone erwartet (digitalen Kompass, GPS, Beschleunigungssensor, Lichtsensor)
  • das N950 hat einen 1320 mAh Akku
  • Auf dem N950 läuft wie auf dem N9 Meego Harmattan, der Nachfolger von Maemo. Das ist auch der Grund, warum diese Distribution noch mit einer deb-basierten Paketverwaltung daherkommt.

Nachdem ich diverse Formalitäten gerne über mich ergehen ließ hatte ich gut 2 Wochen später das Gerät in den Händen. Es war mit einer Beta-Version von Meego Harmattan ausgestattet, die eine Vorversion der Firmware vom N9 war, das im Herbst diesen Jahres in mehreren europäischen Ländern ausgeliefert worden ist. Der erste Eindruck war WOW! Ich war vom N900 ja Ruckler gewöhnt aber was sich mir hier bot, war auf den ersten Blick so flüssig, dass es einfach Spaß machte, das Gerät zu bedienen.

Das Konzept der drei Screens (Starter, Events, Taskmanager), zwischen denen man per Wischgesten (Swipe) wechselt, hatte für mich zunächst etwas abschreckende Wirkung (wo packe ich denn dann meine Desktop-Widgets vom N900 hin? ;)). Heute ertappe ich mich dabei, beim N900 Anwendungen per Swipe minimieren zu wollen, so sehr ist dieses Konzept in Fleisch und Blut übergegangen. Auch wenn Nokia es nicht erfunden hat (das war wohl eher Palm (RIP) mit WebOS) so hat Nokia es doch perfektioniert, dass es in sich stimmig ist und Spaß macht. Die drei Screens reichen mir mittlerweile vollständig aus, weniger ist hier oft mehr.

Mittlerweile gab es ein großes Update auf PR 1.1, so dass die meisten Kinderkrankheiten der Vergangenheit angehören und es ist für mich als vollwertiges Smartphone benutzbar.

Das N950 kommt mit Standardprogrammen für Mailen, Surfen, Kalender, Wecker, Telefonieren/SMS, Kontaktverwaltung, Kamera, Social Networks (FB, Twitter) und vorinstallierten Spielen wie Angry Birds und Galaxy on Fire 2. Mit ein paar Kniffen lassen sich auch andere Protokolle wie Jabber und ICQ sowie Skype (was beim N9 standardmäßig vorinstalliert ist) zum Laufen bringen.

Das N950 kann als WiFi-Hotspot verwendet werden und so seine Internetverbindung mit anderen Geräten teilen.

Besonders hervorzuheben ist die Karten- und Navigationsanwendung, die zwar schlicht aber im Gegensatz zu anderen Anbietern kostenlos und offline betrieben werden kann. Man kann sich Karten herunterladen und ist somit nicht auf eine Internetverbindung angewiesen und schont gleichzeitig die “Datenflat”. Was mir bei der Navigationssoftware nur fehlt ist eine Anzeige der Dauer bis zur Ankunft sowie die Möglichkeiten auf Autobahnen bei der Route zu verzichten. Neben der Möglichkeit der Navigation kann man sich auch benachbarte POI anzeigen lassen. Sehr praktisch, wenn man in einer fremden Stadt ist und gerade einen Geldautomaten oder ein Restaurant sucht.

Neben den Standardanwendungen kann man über den Ovi-Store weitere Anwendungen installieren oder man programmiert sich selbst welche ;) Der Ovi-Store füllt sich langsam aber stetig mit (auch guten kostenlosen) Anwendungen fürs N9/N950, im Vergleich zu iOS bzw. Android ist das aber  eher noch minimalistisch.

Die Eingabe von Daten ins N950 kann natürlich über die HW-Tastatur geschehen, ich habe mich mittlerweile aber auch sehr an die Swype-Onscreen-Tastatur gewöhnt, die einen fast die HW-Tastatur vergessen lässt.  Hat man erstmal das Wörterbuch mit den am häufigsten gebrauchten eigenen Wörtern gefüttert, kann man damit genauso schnell schreiben wie mit einer HW-Tastatur.

Wo viel Licht ist, ist auch Schatten: Ich habe den Eindruck, dass der Empfang bei schlechter Netzqualität gerne mal abbricht, wenn man das Gerät in der Hand hält. Stellt man es auf den Tisch, ist das Problem meistens behoben. Außerdem liegt mein Display nicht ganz plan auf, d.h. wenn man den Touchscreen an der unteren linken Ecke bedient, klappert es leicht. Mag sein, dass das auf einen Sturz des Gerätes zurückzuführen ist, aber es nimmt einem ein wenig das Gefühl der Wertigkeit. Das ist halt der Nachteil an einer HW-Tastatur, man hat mechanische Teile, die verschleißen können.

Letztendlich bin ich aber sehr zufrieden mit dem Gerät und freue mich jeden Tag, das N950 benutzen zu dürfen. Nokia muss seine Gründe haben, die Geräte nicht in den Handel gebracht zu haben, mir sind sie nur nicht wirklich klar. Wer gerne das OS haben möchte kann immer noch auf das N9 ausweichen, das wohl mindestens bis 2015 von Nokia noch mit Updates versehen wird und wer weiß, vielleicht bekommen wir ja doch nochmal ein Meego-Smartphone zu sehen. Time will tell!

 

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